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Norbert Ahrens. Elvis47, Rezension

Quelle: Norbert Ahrens. Elvis47, Rezension lovelybooks, 25.09.21

 

RikschaTango, Heinrich von der Haar

„In der Garderobe hängte er die Jacke auf und wechselte die Schuhe.“ Gleich auf der ersten Buchseite lässt der Autor das seinen Oskar, den immerhin 60-jährigen Protagonisten mit dem kaum mehr zu verbergenden Bauchansatz klären. Tango tanzen in Sneakers oder wie es bei älteren Zeitgenossen wohl heißen müsste, in Turnschuhen, geht also gar nicht. Und natürlich waren Oskars eingewechselte Tanzschuhe auf Hochglanz gebürstet, ebenso wie er es zumindest versucht hatte, seine „verbeulte“ schwarze Jeans so gut es ging zu glätten. Und frisch gewaschen, so betont Oskar, ist auch sein Hemd … nichts davon ist auf dem Buchcover zu sehen. Hier vermittelt dieser Mann namens Oskar ein eher plumpes, ja ein recht vernachlässigtes Bild. Ganz anders als seine geradezu schwebende Tanzpartnerin.

 

Strahlender Glanz – Tango – und sklavengleiche Erbärmlichkeit – Rikscha – sind die Extreme, zwischen denen der Autor seine Geschichte changieren lässt. Und Oskar durchläuft, oder besser gesagt, ist beides: göttlicher Tänzer und geistloser Säufer, scharmanter Unterhalter und peinlicher Selbstüberschätzer, emphatischer Freund und fieser Schmarotzer. Lesen Sie selbst, um mit dieser Figur Erhabenheit und Verzweiflung zu durchleben.

 

Oskars Geschichte, sein Auf und Ab und, es sei hier schon mal verraten, sein gutes Ende am Schluss, sind dann doch nur die Vehikel für mehr. Sind Metaphern für den wahrhaft literarischen Inhalt des Buches. Für die Zwiespältigkeit des Tangos: Ein „Vierfüßler, ein Fabeltier mit zwei Köpfen“, „hart und angriffslustig, bedächtig und träge“, „ineinander verschmolzen bewegten sie sich auf vier Beinen“. Welcher Schatz an Wortbildern fließt da durch die Seiten, um dem Unmöglichen habhaft zu werden, oder um mit jenem unbekannten argentinischen Kenner in einen Wettstreit zu treten, der versuchte das Wesen des Tangos in Worte zu fassen: „Die Einwohner eines Ortes wurden eines Tages mit einer solchen Verliebtheit für ihre Stadt umwebt, dass sie im Mondlicht alchemistischen Zauberspielen verfielen und begannen, Elemente zusammenzumischen, die nirgendwo sonst zusammengingen, ein Erinnern mit einem Vergessen, ein Kompliment mit einem Dolch, einen Stoß mit einem Streicheln, und so war es, dass das Unmögliche erfunden wurde. Der Tango.“

 

RikschaTango. Ein ebenbürtiger Wettstreit!