Leseprobe deutsch
Mein Himmel brennt
Leseprobe Heiligenlegende
... Wie Laurentius über dem Feuer braten, hält man nur als Heiliger aus. Ich will auch Märtyrer werden und versuch, erst bei der zweiten Ohrfeige zu weinen, dann kann man mich nicht zur Tante Maria weggeben und die Löwen fressen mich nicht. Später schleich ich über die schwarzweißen Flurfliesen in die beste Stube, zur Vitrine, und bestaun die Bilder der Heiligenlegende: Einer sticht man die Augen aus. Eine trägt ihre abgeschnittenen Brüste auf einem ovalen Teller vor sich. Blut schießt aus den Wunden wie beim Schweineschlachten. Einer wird zwischen den Beinen zersägt, einer mit dem Schleifstein aufgerieben. Das tut weh, wie wenn mein Finger beim Messerschleifen den Stein berührt. Lässt man sich wehtun und lächelt, kommt man in den Himmel. Nur Böse wehren sich.
Plötzlich steht Vater hinter mir, ohrfeigt mich, reißt mir das Buch aus der Hand, stellt es in den Schrank und schließt zu...
Leseprobe Auf einen Streich
... Der neue Vermesser, hager und schmal im Gesicht, mit Schlips im dunklen Anzug, auf dem Sofa, nimmt einen Brief aus der Tasche und legt ihn auf den Tisch. Vater liest ihn und gibt ihn Mutter. Sie sehen sich an, als raten sie Rätsel. Der Besuch faltet das Papier wieder und steckt es weg. »Heini, verschwinde!«
Hinter der Tür hör ich sie streiten: »Ich geh vors Gericht –Strick nehmen – hauen einen übers Ohr – Wiese und Kamp gehen an Brockmöllerbur.« Deshalb hat der immer gelacht! Als der Vermesser geht, lassen sie die Köpfe hängen wie Kühe und schweigen auch so.
Danach ist Vater krank und braucht Ruhe. Mutter zuckt nur mit der Schulter. Unter Tränen klagt er: »Brockmöllerbur und Haakbur kriegen die fruchtbaren Felder.« Und spricht vom Gericht, meint aber nicht das Jüngste Gericht. »Wir müssen beten, es kommt schlimm.«
Sind wir jetzt dran mit Aufgeben wie Strehlerbur und Dierk? ...
Leseprobe Weißes Schäfchen
... Es ist düster und windig kalt.
Wie schwarze Blätter sitzen Stare in den Marktplatz-Linden und schwarze Fahnen flattern aus dem Turmloch. Die Uhr zeigt zwei, es läutet nicht. Nach vierzig Tagen fasten mit nur Kartoffelsuppe. Das ganze Dorf wartet vor den Töddenhäusern. Alles schwarz, Frack und Zylinder, Kopftücher. Stumm und geneigt, Hunde bellen leiser. Mit Willis Ratschenknarren geht es los. Ich stülp den Gurt über den Kopf, stell die schwarze Fahne in den Halter und trag sie hinter dem Kreuz her. Mich hat Traufeld ausgesucht, nicht Caspar. Mit fast acht geh ich endlich nächste Woche zur Beichte. Auch Rosing sagt, ich bin auserwählt. Und Mutter: ein Sonntagskind.
Jeder sieht, ich trag die Fahne grade und schreite eine Woche vor der Erstkommunion extra großschrittig in glänzenden Lederschuhen und strahlend weißem Messdienerhemd, feierlich mit heiliger Würde: Als besonderer Bauernjunge geh ich der Prozession am Karfreitag voran. Alle folgen gedämpft, als wage keiner aufzutreten... zum ersten Steinbild des Kreuzwegs Jesus wird verurteilt. Jeder sieht, wie gut ich es kann...
Caspar nickt mir zu und zeigt mir ein Lakritz. »Kriegst du, wenn du mir mal die Fahne gibst.« ...
Leseprobe Verdorbener Donnerkeil
... Barbara hält das Heft vor das Gesicht, als ob sie liest, verdreht die Augen und flüstert mir zu: »Bist du noch so dumm zu glauben, der Storch bringt die Kinder?« Mir wird heiß.
»Heini lies vor!«, schreit Mauser. Alle sehen zu mir. Ich schau ins Heft und beiß auf die Lippe. »Na los!«
»Ha-hab keine.« Die Unterlippe blutet, es brennt. Ich streich mit der Zunge darüber, bittersüß.
»Warum nicht, Schlafmütze? Sprich in ganzen Sätzen!« Er sieht mich böse an. Könnt ich doch dem Blick standhalten. Ich muss schwitzen. Mir fällt kein ganzer Satz ein. »Nomerrags dösken.« Ich bohr Löcher ins Löschpapier.
»Nuschle nicht, Zähne auseinander!« Er wiederholt scharf in Hochdeutsch: »Nachmittags dreschen. Dummes Bauernvolk. Mogeln bei der Erdkundearbeit und Unterschrift fälschen! So einer will zur Realschule? Dreschen ist wichtiger als Lernen, was? Was kann man in einem Bauernkaff schon erwarten.«
Wütend stier ich ihm nun doch in die Augen. Ich bin Messdiener, geh täglich zur Messe, Jakob wird Missionar. Und es schreit aus mir, ich wundre mich: »Du-Du bist dooof! ’n gottloser Na-Nazi-Idiot!« Und ich zeig ihm den Vogel. Du Arschloch! will ich noch ergänzen, verschluck es aber. Abrupt hören alle zu lachen auf und drehen sich mir erschrocken zu, Caspar atmet respektvoll aus, Barbara sieht mich mit großen Augen an.
Mauser kommt auf mich zu. »Wer sagt sowas?«
»Mein Papa.«
»Du bekommst später deine Tracht!« Mausers Augen blitzen.
Für den Stundenrest steh ich vorn und seh, das Gesicht zur Wand gebeugt, auf meine Lederschuhe. Endlich hab ich es allen gezeigt; aber muss ich mich auch wie Willi mit dem Po noch oben über den Tisch legen?
Als alle weg sind, sagt Mauser: »Komm mit!«
Zögernd folg ich ihm die Treppe runter, raus aus der Schule. Wohin will er? Zu seinem Käfer! Mein Herz rast. Erstarrt greifen meine Hände um die Tornisterträger. ...
Välkommen! Läs på svenska: MIN HIMMEL BRINNER - avsnitt 1 :
Leseprobe schwedisch: Mein Himmel brennt, Kapitel 1
Quelle: Barndom i Sverige - Kindheit in Deutschland, deutsch - schwedisch
Verlag Heidi Ramlow, Berlin 2015, S. 66-77, ISBN 978-3-939385-07-3, S. 66 ff. (deutsch–schwedisch), 154 S., 12 €
Leseprobe polnisch Mein Himmel brennt, Kapitel 1
Fragment Tekstu: Heinrich von der Haar
MOJE NIEBO PŁONIE. Historia pewnego dzieciństwa w Münsterlandzie
Jedno musi odejść
„Aż tak długo nigdy to nie trwało, musimy się modlić”, mówi ojciec.
Słyszę jęki matki dochodzące z pokoju rodziców znajdującego się za starą izbą.
„Co jest z mamą?” Przepycham się obok Pauli i naciskam klamkę od drzwi izby.
Paula odpycha mnie, kładzie palec na usta i szepcze: „Mama hev Koppiene. Heini, idź się pobawić!”
„W co mam się bawić?”
Nad piecem wiszą rękawiczki mokre od lepienia bałwana. Mamę zawsze boli głowa. Nie zjadła dziś nawet niedzielnego obiadu. Biegnę przez korytarz do innych drzwi od naszej starej izby. Paula jednak przytrzymuje drzwi stopą z drugiej strony. „Heini, uciekaj!” Najstarsza siostra zawsze chce mieć rację.
Dzwonek do drzwi. Otwieram. Moja matka chrzestna, ciotka Maria wiesza w korytarzu swój płaszcz i futrzaną czapkę. „Heini, jak ty urosłeś.” Otwiera paczkę cukierków i częstuje mnie jednym.
„Ależ nie trzeba było”, mówi ojciec.
Ciotka Trude kuśtyka, wyciera ręce w zaplamiony fartuch i patrzy w kierunku ojca. „Cała praca z bachorami spada na mnie. Teraz jeszcze jeden. Co mamy zrobić z tyloma?”
„Najpierw trzeba odczekać, czy wszystko dobrze pójdzie.” Ojciec i ciotka Maria przechodzą z korytarza do najlepszej izby. ...
Leseprobe polnisch: MOJE NIEBO PŁONIE. Historia pewnego dzieciństwa w Münsterlandzie
Ktoś musi odejść. Aus MEIN HIMMEL BRENNT, Kapitel 1
Quelle: Dzieciństwo w Polsce – Dzieciństwo w Niemczech / Kindheit in Deutschland – Kindheit in Polen
Proza i Poezja Prosa und Gedichte. Deutsch-polnische Anthologie. Hrsg. Heinrich von der Haar.
Heidi Ramlow Verlag, 2. erw. Auflage 2016. Illustrationen von WierszYstawka artystyczna, deutsch–polnisch. ISBN 9783-939385-103. 316 S.
letzte Änderung 23.10.23
online seit 12.11.2008
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