Brigitte Breitkreuz, Konzertgitarre spielt zur Lesung
1. Sonatine – Andantino espressivo, op. 071/02 (Mauro Guiliani, 1770–1841)
2. Tarantella (Johann Kaspar Mertz, 1806 – 56)
3. Milonga (1929, Juan Buscaglia)
4. Bailonga (Máximo Diego Pujol, geb. 1957 in Buenos Aires)
5. Jesu, Joy of Man’s Desirius, Cantata, BWV 147 (J.S. Bach, 1685 – 1703; David Qualey, geb. 1947 in Salem, Oregon)
mit Verlegerin Simone Barrientos-Krauss, Kulturmaschinen Moderation: Günther Hornberger
30. 01. 2013 Potsdam Projektladen Drewitz
Aus dem Publikumsgespräch nach der Premierenlesung Der Idealist
Frage: Heiner ist mir exotisch vorgekommen, mit seinem Soziologiestudium nach dem 2. Bildungsweg, der Banklehre und Handelsschule. War Soziologie damals der Zeit geschuldet oder steckte was Anderes dahinter?
Heinrich von der Haar: Heiner ist auf der Gerechtigkeitssuche. Früher wollte er Pfarrer werden, Theologie studieren, um dort das Heil zu finden. Nun aber hat er sich der Kirche abgewandt und sucht in der Soziologie ein Verständnis der Verhältnisse und eine Lösung der Gerechtigkeitsfrage.
Frage: Ich dachte, nach seinem Werdegang hätte er doch etwas „Besseres“ verdient.
HvdH: Heiner ist durch seine Kindheit traumatisiert. Er hadert mit der Welt und mit sich. Eine Karriere anzustreben, würde er als Verrat an sich empfinden. Er hatte schon als Messdiener und Obermessdiener den Impetus, helfen zu wollen. An einem beruflich verwertbaren Studium liegt ihm nichts. Jetzt muss er das irdische Heil suchen – wie sein zeitweises Idol Che Guevara, von dem er den Spruch im Hinterkopf hat: „Es gibt nur eine Sache, die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir wegnimmt.“
Frage: Wie zeigt sich seine Traumatisierung im Studium in Berlin?
HvdH: Er kann sich nicht festlegen, will sich nicht erneut unterordnen. Er geht nicht in eine K-Gruppe, nicht zu den Sannyasins, will sich keiner Ideologie mehr unterordnen. Hat Angst, wieder missbraucht zu werden.
Frage: War das damals nicht die Zeit, wo viele Soziologie, Politologie u. ä. studierten und sich für eine gerechtere Welt interessierten, ohne sich zu fragen, wie es einem hinterher erging? Das habe ich selbst auch erlebt. Zusatzfrage: Steckt dahinter der Wunsch nach Selbstfindung?
HvdH: Ja, auch! Wie findet er sich, seine Identität – gehorsam erzogen, verprügelt worden sein, missbraucht … Er möchte noch von Vater anerkannt werden. Aber wichtig ist: Wie schafft er es, sich selbst anzuerkennen, sich selbst zu lieben, der er in seiner Kindheit wenig Liebe erfahren hat?
Frage: Wie steht es mit seinem inneren Frieden? Kann der Protagonist den überhaupt finden?
HvdH: Heiner, der Protagonist, findet seinen inneren Frieden immer besser, aber es bleibt ein fortwährender, langer Kampf. Der Bauernjunge, der fleißig mithalf, den Hof zu retten, was aber aussichtslos war, und der sich aufgrund der Prügel ungerecht behandelt und gedemütigt fühlte und damit allein geblieben war. Der Junge, der auch gemobbt wurde von den Dorfjungs, als stinkender, nur platt sprechender Bauernjunge, ebenso von den Mädchen, und der sich deswegen schämte. Wie kann so einer, der das alles mit Muttermilch aufgenommen hat, loskommen? Vom erniedrigt und beschämt werden – er fällt wieder und wieder dahin zurück. Er muss immer auf der Hut sein.
Frage: Wie zeigt sich das in Ihrer beruflichen Biografie?
HvdH: Nach meinem Abitur auf dem 2. Bildungsweg lag ein Schwerpunkt meines Soziologiestudiums auf der Untersuchung der Kinderarbeit in Deutschland. Die Kinderarbeit in der Landwirtschaft der 50er/60er/70er Jahre spielte eine bedeutende Rolle. Aufgrund der 1980 erstmals veröffentlichten Studie gab es eine heftige Empörung. Wie kann man die Kleinbauern der Kinderausbeutung bezichtigen? Eltern fühlten sich schlechtgemacht. Ein anderer Punkt betrifft z. B. meine Lehrertätigkeit. In der Berufsschule war mir Chancengerechtigkeit wichtig und lernschwache Auszubildende zu fördern. ...
28.01.2013 19:00-19:15 und ab 22:00
Interview und Lesung mit Musik auf frrapo
zur Premiere der Neuerscheinung „Der Idealist“
Ute Apitz im Gespräch mit dem
Autor Heinrich von der Haar
Für das Freie Radio Potsdam
Live aus dem freiland-Studio.
„frrapò“ auf 90.7 MhZ und Berlin 88,4 MhZ „on Air“
frrapò: UTE N. SILIEN der Kleinkunst - Literaturmagazin #?
Das Magazin für Literatur und Kleinkunst in Brandenburg - präsentiert von Ute Apitz
Thomas-Lupo Hölscher (Gitarre) improvisiert: Hey Joe - Jimi Hendrix / Going ahead - Pat metheny / Horizons - Steve Hacket u. a.
27.02.2013 Ibbenbüren, Kulturhaus. Der Idealist. Quelle: "Dichtung und Wahrheit", Reinhard Bamming. In: IVZ 01.03.13
04.03.2013 Rezension Solveig Imlau / Wolfgang Fehhse
05.03.2013 Lesung Ochtrup. "Schläge in der Schulzeit:
"So etwas vergisst man nie.'" Anne Steven. In: Tageblatt Ochtrup, 08.03.2013
"Aufgewachsen mit 10 Geschwistern"
In: Tageblatt für den Kreis Steinfurt, 27.02.2013
07.03.2013 "Vom Ringen um Ideale und der Hassliebe zur Heimat" In: Ibbenbürener Volkszeitung, 15. Jan. 2013
12.03.2013 Berliner Premierenlesung DER IDEALIST. Berlin-Steglitz Schwartzsche Villa
Boxhagener Stadtmusikanten spielen
love peace und jazz-Improvisationen – Hippiemusik
Sopransax: Monika Fus / Klarinette: Wolf Bayer / Akkordeon: Christian Pugatschow
Trompete: Steffen Rehm / Gitarre: Barbara Lange / Bass: Sabine Maxant / Schlagzeug: Anne Vogel
1. San Francisco (1967, John Phillips)
2. Day dream (1966, John Sebastian)
3. Black Orpheus (1917)
Vorstellung
4. The house of rising sun (ca. 1840, trad. englisch)
Lesung 1
5. Bella Ciao (trad. ital.)
6. I get around (1964, The Beach Boys)
Lesung 2 und Gespräch
7. Sunny Afternoon (1966, Kinks)
8. California Dreamin’ (1964, John Phillips)
9. Mazel Tov (trad. Klezmer)
10. Bei Mir Bist Du Scheen (1932) ……..
13.03.2013 PODCAST: Buchtipp von Ulrich Rieke und Yochi Buhmann v. 13.03.13:
Aktuell aus Kultur: Der osradio-Buchtipp: "Mein Himmel brennt" von Heinrich von der Haar: osradio-buchtipp-mein-himmel-brennt.mp3
www.osradio.de/kultur/2013/03/13/der-osradio-buchtipp-mein-himmel-brennt-von-heinrich-von-der-haar/&ct=ga&cad=CAcQAhgBIAEoATAAOABArNyCigVIAVgAYgVkZS1VUw&cd=3vsQnNb27tY&usg=AFQjCNG6n-n-6tfU7M-vCFl4HCUMfLooTA
15.03.2013 Süß + Salzig, Merseburger Str. 44. Leipzig. Lesenacht 14.03.2013 Leipzig liest. Die Bühne – Halle 5, C 404
29.03.2013 Lesung Portugal.
Der Autor im Gespräch mit Berenike Jacob, Inhaberin der Bücherei, in der Tértulia, Aljezur
Literaturgespräch und Lesung 29.03.13 in Aljezur, Catrin George moderiert
Kulturpunkt 23. Mai 2013
Quelle: Catrin George. In: kulturpunkt. http://www.catringeorge.blogspot.pt/2013/05/heinrich-von-der-haar.html
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kulturpunkt.- Brief-Gespräch mit dem Schriftsteller Heinrich von der Haar Kurzvita www.heinrichvonderhaar.de
Sieben Fragen-Sieben Antworten von Catrin George ©
Lieber Heinrich von der Haar,
Sie sind unser zweiter Autoren-Gast in 2013 beim kulturpunkt. - in der Algarve. Bem vindo und herzlich willkommen. Bevor wir Sie am Karfreitag Live bei einem literarischen Kolloquium in der Biblioteca de Aljezur in den Räumlichkeiten der Tertulia begrüßen werden, möchte ich Sie und Ihre Bücher in einem Brief-Gespräch gerne vorstellen.
Ihr Debüt-Buchtitel „Mein Himmel brennt“, das Sachbuch „Kinderarbeit in Deutschland“- Dokument und Analyse, sowie Ihr brandneuer Roman „Der Idealist“, sind beim Kulturmaschinen Verlag, Berlin, erhältlich.
Ihre beiden Roman Erzählungen verbindet eine Zeitspanne mehrerer Jahrzehnte über den Protagonisten beider Bücher - Heini. Heini wächst in den Fünfziger Jahren im Münsterland in einem winzigen Dorfweiler namens Steinhop auf und lebt mit seinen zehn Geschwistern, den Eltern und der Schwester des Vaters in beengten Wohnverhältnissen. Seine Kindheit ist geprägt von Prügel, Arbeit, Drohung und Strafe. Im Laufe des Romans „Mein Himmel brennt“ wächst das Kind zum pubertierenden Jungmann heran, der sich immer heftiger gegen seinen Vater aufzubäumen beginnt.
1. Sie beschreiben in Ihrem Buch in anrührend bildhafter Kontinuität, wie sich Heini entwickelt, welche Schlüsselerlebnisse ihn begleiten, welche innerlichen Konflikte ihn zermürben. Ihrer Sprachgewandtheit schafft ein detailliertes Bild von Heini und seinen Geschwistern, all Ihre Figuren kommen dem Leser plastisch aus dem Buch entgegen.
Die Nähe zu Ihrer Hauptfigur, lieber Heinrich von der Haar, wie haben Sie die entwickelt?
Wer versetzt sich schon gern in eine schwierige Kindheit eines Bauernjungen, der weitab vom Dorf, ohne Rad und Radio, aber mit katholischer Prügelerziehung und endloser Kinderarbeit aufwächst, was ihm seine Kindheit raubt? Vergessen kann überlebenswichtig sein. Nach vierzig Jahren Entwicklung in der fernen Großstadt war es für mich ein Abenteuer, sich zu erinnern, mit der Gefahr, die emotionale Stabilität zu verlieren: Das Gedemütigtsein als plattsprechender, stinkender Bauernjunge, die Gewalt in der Schule und Familie, die Überforderung durch Arbeit. Oft erzwingt eine Erschütterung ein Zurückgehen in die eigene Kindheit. Wie bei mir, als ich niedergeschlagen wurde. All die erinnerten Erlebnisse, auch die anderer Kinder im Dorf, können sich dann zu einem Roman auswuchern.
2. In Ihren Dialogen, die Ihrem Roman Bildhaftigkeit und Tempo über die Geschehnisse verleihen, schreiben Sie zum Beispiel die Stimme des Vaters konsequent Münsterländisch Platt. War das schwierig und was hat Ihr Lektor später dazu gesagt?
Schwierig? – Im Gegenteil: Erinnerungen sind gebunden an die Sprache, wie an Gerüche. Zunächst habe ich in Platt geschrieben, aber mir war schnell klar: Das versteht kaum noch einer. Deshalb ich alles übersetzt, und nur wenige (leichte) Sätze beim Antagonisten belassen, dem Vater, der den Hof auch durch Kinderarbeit und Prügel zu retten versucht, sich aber der Moderne, auch der hochdeutschen Sprache widersetzt.
3. Heini wird täglich geprügelt, das hinterlässt äußere und innere Spuren. Als Sie Ihr Debut auf einer Lesereise durch das Münsterland, sowie anderorts und auch in der Algarve, vorgestellt haben, welche Reaktionen haben Sie erreicht?
Oft polarisiert die Lesung. Einerseits fanden manche Gäste die 50er Jahre als friedvoller, freier und glücklicher als heutige Zeiten. Ich würde das Münsterland schlechtmachen, es sei üble Nachrede. Ich hätte wohl nicht genug Prügel gekriegt und bräuchte mich da nie wieder sehen zu lassen, hieß es vereinzelt. Ein Veranstalter bekam Drohungen. Ein Pfarrer hat seiner katholischen Bücherei das Anschaffen von Mein Himmel brennt verboten. Manche tabuisieren die Tatsache, einen prügelnden Lehrer oder Vater gehabt zu haben, was nachvollziehbar ist.
Andererseits äußerten sich viele sehr betroffen und dankbar, dass der Junge Heini in dem Roman eine Stimme bekommen hat, und reagierten mit überwältigender Anteilnahme, auch in unzähligen Leserbriefen. Das Verschweigen der Benachteiligung von Kindern in Bauerndörfern in der Wirtschaftswunderzeit müsse aufhören. Und sich noch zu schämen, nur platt zu sprechen, Holzschuhe zu tragen, kinderreich und arm zu sein, nicht auf die Realschule zu dürfen, immer arbeiten zu müssen, wenn andere Ferien haben. Damit rechnen zu müssen, jederzeit weggegeben zu werden. Dieses allein gelassen werden, geprügelt, missbraucht zu werden, und dann noch das Verschweigen der geraubten Kindheit beschweigen.
Ich finde es genugtuend, dass heute in einem Teil der katholischen Büchereien und Pfarreien eine Lesung aus Mein Himmel brennt möglich und sich teilweise eine kritische Haltung gegenüber der brutalen Erziehung der 50er Jahre entwickelt.
4. Körperliche Strafen, Kinderarbeit, ein Thema, das in der Zeit, die Sie in „Mein Himmel brennt“ als Handlungszeitraum in Ihren Plot einweben, ich formuliere es einmal so, niemanden besonders auf die Barrikaden gebracht hat. Das Thema an sich und in sich, beschäftigt Sie - aber nicht nur als Romanautor.
Sie haben ein Sachbuch über dieses Thema veröffentlicht, das in überarbeiteter Neuauflage ebenfalls im Kulturmaschinen Verlag erhältlich ist. Misshandlungen an Kindern, in Form von Kinderarbeit, und seelischer Grausamkeit, bis hin zu Übergriffen sexuellen Antriebes, sind auch heute noch im Jahr 2013, stigmatisierte Tabu-Themen. Aber Sie legen den Finger in die Wunde und decken auf. Ein mutiges Buch, ein wichtiges Buch. Wie kam es dazu?
„Kinner mit nem Willen, kriegen wat vor de Brillen!“ Den Willen der Kinder muss man brechen, war in den 50er Jahren in manchen Regionen die Erziehungsregel, oft auch von katholischen Glaubensträgern, denen nach dem NS-Zerfall moralische Autorität zugewachsen war. Wer Lehrer und auch Eltern mit dieser Prügelpädagogik hatte, konnte als Kind sein Haupt nicht erheben. Erst Mitte der 70er Jahre wurde der Rohrstock in den Schulen verboten, aber Gewalt in vielen Familien blieb die Regel. Einzufordern, dass Schulpflichtige auch Menschen mit individuellen Rechten sind, ist immer noch nötig.
5. „Kinderarbeit in Deutschland“, nach wie vor oder wieder besonders ein aktuelles Thema. Lieber Heinrich von der Haar, in Ihrem Buch vereinigen sich Kapitel über dieses Kernthema und seine gesetzliche Festlegung, bzw. Auslegung. Ein umfangreiches Zeitdokument. Welche Erfahrungen konnten Sie während der Recherche sammeln?
Das Erstaunlichste: Viele meinen, Kinderarbeit gebe es bei uns kaum noch - aber sie ist für mehr als ein Drittel der Kinder in Deutschland bedeutsam. Dann hört man oft den leichtfertigen Vorwurf, es handele sich um „konsumgierige“ Kinder. Erschreckend gleichgültig stehen viele der Vernachlässigung der Schule und den gesundheitlichen Schäden durch Kinderarbeit gegenüber. Die familiären Notlagen sind weitgehend unsichtbar und scheinen unerheblich. Die Scham der aus Not arbeitenden Kinder und ihrer Familien verstärkt das Tabu noch.
6. Sie gehen in diesem Buch noch einen Schritt weiter und berichten über Kinderarmut, Straßenkinder, und Kinderprostitution, in Deutschland – Heute - sowie die Instrumentalisierung von Kindern für zum Beispiel Mediengeschäft und Sport. Manch einer mag sich wundern, was das mit Kinderarbeit zu tun hat. Können Sie den Zusammenhang verdeutlichen?
Bei Kinderarbeit handelt es um Erwerbstätigkeiten Schulpflichtiger gegen Entgelt: Ob nun überehrgeizige Mütter ihre Töchter in die Mode- oder Filmbranche drängen, ob Kinder aus verwahrlosten Familien sich „selbstständig“ ihr Geld für Drogen auf dem Strich verdienen, ob osteuropäische Väter ihre Jungen zum Betteln auf die Straße schicken oder ob Kinder aus armen Familien sich für ihren Lebensunterhalt z. B. zum Putzen verdingen müssen - die Gesellschaft und der Staat dürfen sich ihrer Schutzpflicht für Kinder nicht entziehen.
7. Ihr neues Buch „Der Idealist“ feierte vor wenigen Wochen Premiere. Heini ist nun ein junger Mann. Heiner. Die Geschichte beginnt laut Leseprobe bei Stunde Null, nämlich als sich Heini auf den Weg macht, Steinhop zu verlassen. Sein Ziel: Berlin. Lieber Heinrich von der Haar, ohne zu viel zu verraten, denn wir möchten ja gerne mehr über „der Idealist“ und Live als Zuhörer erfahren, wie fühlt sich das Ankommen in Berlin für Heini an und wohin führt uns diesmal Ihr magischer Erzähl-Faden?
Der Enge des Münsterlandes zu entfliehen, riecht nach Freiheit. Der Provinzler möchte seine Vergangenheit eintauschen gegen die Freiheit in der Großstadt, gegen die Studentenrevolte der frühen 70er und die Macht, die Welt zu verändern. Die Reise führt durch die wechselnden Landschaften von Erinnerung und Geschichte, in eine Welt, in der die Wahrheit sich von einem Moment zum anderen verändert.
Das wird nicht aus der Sicht von heute erzählt, sondern aus der der damals handelnden Personen: über ihre Versuche und Wagnisse, Hoffnungen und Erfolge, Selbsttäuschungen und Niederlagen. Die Ereignisse der 70er Jahre werden mit den Schicksalen von fünf Menschen in der WG verflochten, die den Aufbruch aus autoritären Elternhäusern gemeinsam haben. Es geht um Sehnsucht nach Gerechtigkeit, aber auch um Dogmen und um die Macht der Angst. Über zarte Versuche freier Liebe und Entsagung, Wohngemeinschaft und Einsamkeit, Aufbegehren und Sicheinfügen.
Der Leser erlebt das Brennen Heiners für sein Gerechtigkeitsideal, den Zweifel an der Studentenbewegung, das Suchen und Finden, das Gewinnen und Verlieren. Im Studium und der Liebe, in der WG und bei politischen Aktionen, als Lehrer und Vater. Der Soziologiestudent will die Ursachen der Ausbeutung begreifen und bekämpfen. Aber die Schatten der Vergangenheit holen ihn ein - die Gewalt, die ihm angetan wurde, und alte Schuldgefühle.
Erzählt wird von der Zerrissenheit, mit der er sich zwischen tiefer Ablehnung seines Heimatortes und Anpassung an den neuen befindet. Wird ihm die Versöhnung mit Vater gelingen? Was hilft ihm seine Willenskraft und seine Bodenständigkeit? Endlich kann er etwas verändern - glaubt er. Was er jedoch erntet, ist Wut, und die eskaliert …
Vielen herzlichen Dank, lieber Heinrich, wir freuen uns auf Sie_____________________________________________________
Quelle: Catrin George. In: kulturpunkt. http://www.catringeorge.blogspot.pt/2013/05/heinrich-von-der-haar.html
kulturpunkt. - Revue
Zusammenfassung eines literarisch bunten kulturpunkt. Nachmittags in Aljezur in der Biblioteca Aljezur von Berenike Jacob anlässlich des einjährigen Bestehens der Bücherei: Ihr wollt wirklich eine Lesung am Karfreitag veranstalten? - Ja, wir wollen und nicht bloß eine.
Es ging los ab 14 Uhr, hieß es in der Ankündigung, ab 15 Uhr füllte sich der kleine Saal, in dem die Assoziation Tertulia und die Bücherei von Berenike Jacob zu Hause sind.
Es gab köstliche selbstgebackene Kuchen und Berliner, Kaffee, Sekt und Tee - und jede Menge gute Lektüre. AutorInnen zum Anfassen lautete das Motto - und so verbrachte das Kultur interessierte Publikum den Nachmittag mit Vorlesungen und Gesprächen, Moderation und Fragestunde.
Die AutorIn Alina Stoica erzählte anschaulich von ihrer schriftstellerischen Gefühlswelt, wie sie Ideen entwickelt und was für sie besonders wichtig ist in ihre Geschichten handwerklich einzubauen. Ihr Bestreben, Spannung mit Gefühl zu verbinden, gelingt ihr auf einfühlsame Weise in ihren Gedichten genauso wie in ihrem Debütroman "Gänseblümchen aus dem Jenseits" - und zwar so authentisch, dass ihr Publikum am Ende ihrer Lesekostprobe den Atem anhielt und auf mehr wartete.
Cliffhanger, grinsten die Kollegen, und freuten sich für Alina und ihren direkten Draht zu ihren neu gewonnenen Fans und künftigen LeserInnen.
Nach einer gemütlichen Pause mit regem Austausch zwischen AutorIn und ihren Zuhörern ging es weiter mit dem Schriftsteller Heinrich von der Haar.
Nach einem kurzen Einführungsmodus entführte Heinrich sein Publikum in die düstere Kindheit eines Jungens namens Heini im Münsterland und mitten hinein in sein Buch "Mein Himmel brennt". Der Autor beschreibt das Aufwachsen des Jungens inmitten von zehn Geschwistern auf einem Bauernhof in bescheiden wirtschaftlichen Verhältnissen Ende der 50/60 Jahre, und wie die damals weit verbreitete Prügelstrafe im Elternhaus, genauso wie in der Schule, den Protagonisten prägt.
Die Geschichte begleitet uns in Erinnerungswelten vieler Kinder, die längst erwachsen sind und eigene Familien gegründet haben, und das Thema Prügel und Missbrauch selten oder gar nicht vertiefen möchten.
Heini wird groß, er kommt in die Pubertät und beginnt das Elternhaus, die Kirche und das Landleben infrage zu stellen. Immer öfter kommt es zu Streit mit dem Vater und die Konflikte spitzen sich zu.
Heinrich von der Haar entlässt seine Zuhörer ebenfalls mit einem Cliffhanger zu seinem nächsten Buch, "Der Idealist". Heini kehrt dem Münsterland den Rücken und macht sich auf den Weg in ein neues Leben, sein Leben, nach Berlin. Seine Suche nach sich und auf der Spur seiner Ideale stolpert Heini, nun Heiner, über eigene und fremd gestellte Fallen und erlebt so manches Abenteuer, bis er seinen Weg findet. Die Trilogie rund um das Leben und Werden von Heini, wird 2014 mit einem dritten Roman die geplante Trilogie abrunden. Zum Abschluss des Nachmittags las Catrin George zwei Miniaturkapitel aus ihrem Manuskript "Algarve - Verführe mich!" vor.
Résumé: Auch der zweite Buch- und Lese-Nachmittag, mit dem literarischen Kolloquium in der Bücherei von Berenike Jacob, war ein Erfolg.
Vielen herzlichen Dank an das Publikum, die Zuckerbäckerinnen, die AutorInnen, und ganz besonders an Berenike Jacob und Tertulia! Wir freuen uns auf das nächste Mal!
31.03.2013 Europaliteratur.Blogspot.co.uk/2013_03_01_archive.html Hans Bäck, 31. März 2013
07.04.2013 Rezension Hans Bäck, Kulturglobe, Europaliteraturkreis Kapfenberg. Quelle: In: www.europa-literaturkreis.net/lesetipp-baeck.htm
https://kultur-und-politik.de/index%2Ephp?option=com_content&view=article&id=316:baeck-haar-himmel&catid=27:belletristik&Itemid=127
09.04.2013 Lesung Berlin Haus Eichkamp ► youtube-Video
> "... das erinnert mich sehr an meine eigene Geschichte, weil ich auch selber aus dörflicher Enge und Strenge nach Berlin gekommen bin... mit sehr vielen Parallelen..." youtube, 09.04.13, 4:48.
> "Wir haben zur gleichen Zeit studiert und zur gleichen Zeit ... in der Schule auch eine gewisse Karriere gemacht, das war schon sehr authentisch." youtube, 09.04.13, 5:00
Quelle: Klaus-H. Kiehl. In: Einkamp-News. Forum Eichkamp, 13.04.2013
Zur Kreuzberger Lesung am 12. April 2013 aus Der Idealist
Christian Pugatschow, Akkordeon, Improvisationen:
1. Sous le Ciel de Paris (1954, Édith Piaf 1915-63)
2. San Francisco Be Sure to Wear Flowers in Your Hair (1967, John Phillips 1935-2001, US-Amerikaner)
3. Black Orpheus (1959, Luiz Bonfá 1922-2001, Brasilianer)
4. The house of rising sun (ca. 1840, trad. englisch)
5. All of me (1931, Komposition von Gerald Marks, 1900-1997, und Text von Seymour Simons 1896-1949)
Leon W. Schönau, Flügel. Improvisationen:
1. Yesterday, all my troubles seemed so far away … (1965, Paul McCartney)
2. I Can’t Get No Satisfaction (1965, Mick Jagger, Keith Richards; The Rolling Stones)
3. Bandiera rossa - Avanti Popolo, alla riscossa … (1908, Text: Carlo Tuzzi; Melodie: lombardische Volkslieder)
4. Moritat von Mackie Messer Das Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens. In: Die Dreigroschenoper (1928, Text: Bertolt Brecht; Musik: Kurt Weill)
22.04.2013 Lesung Fürstenau. Quelle: "Zuhörer waren erschüttert". Simone Knocke. In: 04. Mai. 2013
23.04.2013 Lesung Rheine. Quelle: "Ewig in der Hölle schmoren". In: Münstersche Zeitung, 24.04.13
24.04.2013 Lesung Hamburg Bergedorf
Quelle: "Wer die krassesten Parolen brüllt, hat den meisten Sex."
In: Bergedorfer Zeitung, Bille Wochenblatt, S. 4, 17.04.13
REZENSION In: Poetry slam forum. www.MySlam.net, 16.03.13:
Quelle: Veranstaltung - Die Bergedorfer Lesebühne. In: www.regiomusik.de/veranstaltung/termin/1326743, 24.04.13 / REZENSION Karsten Lieberam-Schmidt
Quelle: "Ein in vieler Hinsicht authentischer 'Idealist'". von Drunkenmölle.
In: Westfälische Nachrichten, 27.04.13 (Steinfurter Kreisblatt)
Quelle: WN 17.04.2013
25.04.2013 Steinfurt. Quelle: "Bücher, die unter die Haut gehen" Rainer Nix. Münstersche Zeitung, 27.04.13
Quelle: Lesebühne. In: Frankfurter Neue Presse, 26.04.13
14.05.2013 Lesung Potsdam
Quelle: "Der Idealist - GdP-Lesung des Romans von Heinrich von der Haar. Aktuelle Meldungen der Gewerkschaft der Polizei - Bezirk Bundespolizei" von Martin Schilff, Vorsitzender Bezirkspersonalrat beim Bundespolizeipräsidium. In: Online-Ausgabe Nr. 4461 | Mittwoch, 15. Mai 2013. http://www.gdpbundespolizei.de/2013/05/der-idealist-gdp-lesung-des-romans-von-heinrich-von-der-haar/
Quelle: "GdP-Lesung". In: Deutsche Polizei. Ausgabe: Bezirk Bundespolizei. Bezirksjournal. ISSN 0949-2836. Heft Juli 2013, S.3.
22.05.2013 Lesung Rathenow. Quelle: "Verlorene Illusionen" In: MAZ, 16.05.13
Quelle: Fortsetzung in Rathenow. Von Uwe Hoffmann. In: Märkische Allgemeine, 24.05.13
Zur Lesung von Heinrich von der Haar am 22. Mai 2013 in Rathenow
spielt das Gitarrenensemble der Musikschule Rathenow:
Anna Müller, Cordula Förster, Waltraut Laade (Leitung), Jörg Nabrdalik, Andreas Hofschläger
1. "Tanz Nr.1" aus 7 Tänze (Tanzbuch) von Tielmann Susato (1500-1564) // Git.-Ensemble
2. "Walzer" von Johannes Brahms (1833-1897)// Git.-Duo (Anna Müller/ Jörg Nabrdalik)
3. "Liten Bag pa Skagerak" von Maria C. Linnemann ( 1947 - ) //Git.-Duo (Cordula Förster/Waltraut Laade)
4. "Beguine for Guita" von Leslie Searle // Git.-Ensemble
5. "Abendlied" von Curt Mahr // Git.-Ensemble
Quelle: Brandenburger Wochenblatt, 12.05.13
Quelle: PreussenSpiegel, 17.05.13
Quelle: "Buchlesung..." In: http://www.rathenow.de Newsdetailansicht.59+M5be8177c3c1.0.html?&tx_ttnews[pointer]=1Nachrichten, 26.03.13. In: Rathenow-Aktuelle Nachtrichten.
Quelle: "Vom Revolutionär zum Spießer." von Rita König. In: Brandenburger Wochenblatt, 05.05.13
23.05.2013 Interview
Der Idealist. In 8 Minuten ums Kottbusser Tor.
Wolfgang Schönau interviewt Heinrich von der Haar.
23. Mai 2013 Youtube-Video Das Interview im Wortlaut:
Wolfgang Schönau: Hallo Heinrich
Heinrich von der Haar: Ja, Wolfgang
Ich freue mich, dich in Kreuzberg zu treffen, da, wo du eigentlich hingehörst ... oder wo dein Roman eigentlich hingehört.
Ja, der erste Teil des Romans und - wo ich auch gewohnt habe.
Die Zuschauer wissen das, dass der Münsterländer Flüchtling, wenn man das mal so sagen darf, hier gelandet ist. Wie fühlt sich das Ankommen in Berlin für den Heiner, den Protagonisten, an?
Er möchte ja die Enge des Münsterlandes eintauschen gegen die Freiheit in der Großstadt ...
Hat er denn das Gefühl, am Anfang schon, dass die Freiheit eintrifft?
Er findet alles neu und ist aufgeregt, nicht mehr die Katholen im Hintergrund zu haben.
Ja?
Das kannst du mir glauben: Dem engen Münsterland zu entfliehen, das ist geil.
Wie war das nun in den siebziger Jahren, in West-Berlin, eingemauert und Bollwerk gegen den Kommunismus?
Der Heiner ist fasziniert von den WG-Genossen. Die fünf, die da zusammen wohnen, stammen alle aus autoritären Elternhäusern, von Nazi-Eltern oder wahnsinnskatholischen Eltern. Und mit denen nach Freiheit zu schnuppern, das fand er toll. Er hasst das ewige Ora-et-labora und die katholische Prügelerziehung und möchte seine Vergangenheit loswerden.
Was hat der junge Münsterländer Heiner denn Besonderes vorzuweisen, in Berlin wimmelte es ja auch von anderen Provinzflüchtlingen?
In der Tat. - Der Heiner kommt vom Bauernhof und ist aufgrund seiner Arbeitserfahrung kein verrückter Spinner. Aber er kämpft verbissen. Verbissen - wie auch sein Vater verbissen um den Hof kämpft.
Ist denn der Idealist, den du da beschreibst, nicht ein bisschen blind?
Blind - mit seiner Arbeitserfahrung? Nein, nein, der ist naiv, aber blind ist er nicht. Er ist hellsichtig und kampfeslustig. Natürlich gehen manche Ideen auch unter, aber bei ihm wachsen neue nach.
Ein hoffnungsloser Träumer?
Hoffnungslos nicht. Träumer werden oft blauäugig, verbohrt oder dumm hingestellt. Viele werten ja auch ihre Träume und Ideale aus der Kindheit als hoffnungslos ab und vergessen sie. Das tut der Heiner mit seiner Wut im Bauch ganz sicher nicht.
Heiner im Roman, Heiner in Berlin, Heiner in Berlin-Kreuzberg: Findet er hier in Kreuzberg im Roman seinen Frieden?
Ein schweres Thema. Er ist mit seinem Vater in Hassliebe verbunden und denkt oft zurück an seine Heimat. Und hat noch die Scham in sich, als Bauernjunge benachteiligt worden zu sein. Was er mit der Muttermilch gesoffen hat, ist schwer, davon loszukommen. Er muss aufpassen, nicht rückfällig zu werden.
Wie belastet ist Heiner von seiner Verwurzelung in der Heimat. Kann er die Vergangenheit neu bewerten?
Heiner ist emotional sehr belastet. Er möchte die Vergangenheit hinter sich lassen, kann das aber nicht so leicht. Er muss dauernd daran zurückdenken. Sein Durst nach Gerechtigkeit - der ist unstillbar. Und mit seiner Wut im Bauch kommt er immer wieder auf neue Ideen und kämpft.
Was hat dich inspiriert, deinen persönlichen Weg im Roman nachzuzeichnen, und ich denke mal, dein Alter Ego spielt dabei eine große Rolle?
Mein Alter Ego ja, aber es geht nicht um mich persönlich, auch nicht um meine Familie oder um mein Dorf. Ich hatte große Lust, die inneren Wirrnisse eines Revoluzzers in den 70er Jahren nachzuzeichnen, also erlebbar zu machen.
Und - die Nähe zu deiner Hauptfigur - wie hast du die entwickelt?
Na ja, wer versetzt sich schon gern in solch eine schwierige Kindheit eines Bauernjungen aus einem untergehenden Dorf, der von Prügelerziehung und dem ewigen Ora-et-labora gekennzeichnet ist. Ich wollte mich anfangs gar nicht zurückerinnern und ich habe auch Jahrzehnte gebraucht, um mich dem zu widmen. Es war nicht leicht, die emotionale Stabilität dabei zu behalten. Aber ich fand es für mich spannend, die Entwicklung der Rebellion auf die Reihe zu kriegen.
Jetzt stellt sich auf der anderen Seite des Bahnhofs Kottbusser Tor die Frage: Ist der Heiner nicht ein bisschen fanatisch? Oder sogar seinem Vater ziemlich ähnlich?
Das ist er tatsächlich. Allerdings weiß er anfangs nicht, dass er seinem Vater durchaus gleicht. Er bekämpft im Grunde an seinem Vater, was er an sich nicht mag.
Es kommt mir so vor, als hätte der Heiner auch etwas Religiöses.
(lacht) Ja, in gewisser Weise. Sein soziales Engagement für Gerechtigkeit, wie er da demonstriert, auf dem Ku'damm: Das hat schon was Religiöses. Was ist denn religiös? Religiös ist einmal Selbstaufgabe - und das kennt der Heiner gut: sich aufopfern für was Anderes, für ein hohes Ziel. Ja und dann dieses Versprechen: Irgendwann kommt eine Zeit, wo alles besser ist, wo die Welt wirklich sozial gerecht ist - hofft er jedenfalls - so wie wenn Petrus irgendwann die Himmelstür aufmacht.
12.06.2013 Rezension: Prägung und Befreiung. Ein politischer Entwicklungsroman zwischen Münster und Berlin. Von Jens Grandt. In: junge Welt. 12.06.13, S. 4 Literaturbeilage
18.10.2013 Lesung Berlin Inbak. Moderation: Konrad Kutt. Chan Hong, Klavier, spielt Bach, Chopin und Skrjabin.
27.11.2013 Lesung Berlin Bachmann-Bibliothek. Quelle: Berliner Blatt, 23.11.13
Quelle: Frank Becker. In: Berliner Wochenblatt, 18.11.13
letzte Änderung 23.10.23
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